Rome

To Die Among Strangers

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(Trisol 2009) CD-EP 4 Tracks (lim. 999)

Flowers from Exile

 

(Trisol 2009) CD 12 Tracks

„Die Poesie der Alten war die des Besitzes
Die unsrige ist die der Sehnsucht”
W.A. Schlegel

„Die Sehnsucht lässt alle Dinge blühen, der Besitz zieht alle Dinge in den Staub.“
Marcel Proust

„Vertriebene sind wir, Verbannte!
Unruhig sitzen wir so, möglichst nahe den Grenzen
Wartend des Tages der Rückkehr“
Bertolt Brecht

Neues von den ‘Göttern der Stadt’. Inspiriert von expressionistischer Lyrik und der Aufbruchsstimmung des frühen 20. Jahrhunderts hat sich die apokalyptisch-folkige Band ROME bereits in den letzten Jahren einen Namen gemacht und mit drei packenden Vollzeitalben und einer EP auf dem schwedischen Kultlabel Cold Meat Industry Aufsehen erregt. Die Musik von ROME kündet von Sehnsucht, Einsamkeit, Melancholie, aber auch einer unbändigen Wut über politische und religiöse Systeme, die das Individuum ausbeuten und in seiner individuellen Entfaltung einengen.

Um Großes zu verkünden und zugleich die Wartezeit auf das neue Album zu überbrücken, erscheint nun mit „To Die Among Strangers“ eine streng auf 999 Exemplare limitierte EP. Neben dem Titeltrack „To Die Among Strangers“, der die Exilthematik des kommenden Album ankündigt, finden wir hier spannende Remixe der früheren Hits „Reversion“ und „Wir Götter der Stadt“, sowie einen extrem finsteren Ambient Track, der ROMEs Meisterschaft auch in diesem Bereich offenbart.

ROME beweisen auf dieser Mini-CD einmal mehr, dass sie eine eigene und originelle Neudefinition der apokalyptischen Folkmusik gefunden haben. Mit überzeugenden Lyriks, traurigem Gesang, melodiösen Gitarrenarrangements und einer Atmosphäre aus der nebligen Ferne der europäischen Geschichte.

Und mit dem Vollzeitalbum „Flowers from Exile“ krönt die Luxemburger Folkformation Rome ihr bisheriges Schaffen. Waren frühere Veröffentlichungen noch kämpferisch und apokalyptisch, wandte man sich schon auf der expressionistischen CD „Masse Mensch Material“ (2007) einer ausgeprägten Innensicht zu. An Stelle der Wut traten nun Resignation und Melancholie.

„Flowers from Exile“ (2009) geht noch einen Schritt weiter in diese Richtung und knüpft an die frühen Alben des legendären Songwriters Leonard Cohen an. Mit fatalistischer Geste und finsterem Timbre erzählt Rome Geschichten aus dem Exil, von der Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat, von der Einsamkeit, aber auch unverhofften Freunden in der Ferne und der Heimat im eigenen Herzen. „Secret Sons of Europe“ oder „To Die Among Strangers“ (das zuvor auf Mini-CD veröffentlicht wurde) könnte direkt aus Cohens frühen Liederzyklen stammen, die um solche Metaphern der Entfremdung von einer feindlichen Welt kreisen. Detailreiche Arrangements nutzen den Klang der Flamencogitarre ebenso wie geheimnisvolle Samples, pulsierende Beats und traurige Melodien. Romes Liedern wohnt eine sehr männliche Melodramatik inne.

Neben Cohen sind es zweifellos Tom Waits und der späte Johnny Cash, denen Jerome Reuter seine Inspiration verdankt. Die Poesie des einsamen Herzens, das nur selten eine verwandte Seele trifft, die bereit ist, sein Leid zu teilen.

„Flowers from Exile“ ist ein emotionales, kritisches, pessimistisches Werk. Das persönlich geprägte Album eines modernen Liedermachers, das von inneren und äußeren Reisen erzählt. Vom Reisen als Zustand der Seele. Dabei trägt “Flowers From Exile” eine friedliche Aufbruchstimmung in sich. Jerome Reuters düsterer Gesang und Patrick Damianis komplexe musikalische Arrangements lassen die musikalischen Wurzel in der Dark Wave und dem Apocalyptic Folk weit hinter sich und senden diese Blumen aus dem Exil an alle Hörerinnen und Hörer, die noch willens und fähig sind, die Verzweiflung zwischen den Zeilen zu erkennen und sich selbst reflektieren in jenen rastlosen Geistern, die der zwölfteilige Songzyklus beschwört. Einmal ins Innere...

Christoph Donarski