S. R. Meixner

Ten Thousand ways to Die

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(Segerhuva 2010) CD 6 Tracks

In den 1980er Jahren drehte der Ex-Punk Alex Cox mehrere Independent-Filme, die sich mit dem Phänomen Italo-Western auseinandersetzten, darunter STRAIGHT TO HELL und WALKER. Wenige wissen, dass er auch ein Buch zum Italo-Western geschrieben hat: Ten Thousand ways to Die. Dieses Buch, das leider nie offiziell verlegt wurde, zeigt deutlich den engen bezug zwischen Italowesterntraditionen und revolutionären politischen Ambitionen, selbst wenn nicht alle relevanten Filme diesem Anspruch gerecht werden - oder gar den nihilistischen Rückwärtsgang einlegen, wie LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG von Sergio Corbucci. Die Faszination blieb offenbar, und nicht von Ungefähr sind es Vertreter der Undergroundkultur (Terrorverlag, Christian Kessler u.a.), die sich auch hierzulande darum bemühen.

Auch S.R. Meixner kommt aus solchen gefilden. Bekannt ist er noch heute für seine Experimental/Ambient-Formation Contrastate, ein Aushängeschild britischer Undergroundmusik der 1990er Jahre. Meixner hat auch danach immer wieder mit Soloalben auf sich aufmerksam gemacht, u.a. mit 'Between the Lines', einem Soundtrack zum Libeskind-Museum. Meixner ist links - und ein Italo-Western-Fan. Der Titel seines neuen Ambient-Werks schließt wörtlich an Cox' Abhandlung an, ist quasi der Soundtrack zum Buch - mehr noch als es ein Soundtrack zu einem Western sein könnte.

Tracktitel und Sounds aber verweisen deutlich auf die Quellen: 'Something to do with death', 'Once upon a time, the revolution', dazu Fliegensummen, knarren Türen, eine Mundharmonika, verhallte Gitarrenakkorde... Nach Morricone klingt das nicht, eher nach einer radikal reduzierten Essenz des Genres. Und das ist durchaus spannend: Reduce to the Max. Hier schlägt das Herz des melancholischen Gunslingers, der einsam im Staub zurückbleibt. Gewalttätige Ausbrüche wird man hier vergebens erwarten, wenn auch einige Überraschungen in die field recordings integriert wurden. Doch auch ohne eine Vorliebe für Spaghetti Western lässt sich das Werk genießen: als Minimal organic ambient jenseits der Klischees.

'Ten Thousand ways to Die' ist kein Meilenstein der Ambient- oder Experimentalmusik, doch ein weiterer Beleg für Meixners untrüglichen Instinkt und sein Talent, aus wenig eine ganze Sinfonie zu kreieren...

;ms: