Blindead

Autoscopia: Murder in Phazes

(Foreshadow Music) CD, 7 Tracks

Bisher waren es immer die Amerikaner, die den Sludge beherrschten. Dieses Metal-Genre, das irgendwo verankert ist an den Schnittstellen des Doom und Stoner Rocks, lebt von einer Aura des Erdrückenden, Zermalmenden. Neurosis sind und bleiben die Meßlatte für alle Newcomer und nun ist es an einer polnischen Formation, ganz kräftig an dem verfaulten Thron der Altehrwürdigen zu rütteln, der Post-Metal bekommt einen neuen dahinsiechenden Kadaver. Natürlich erfinden Blindead das Genre nicht neu, können aber mit einem ebenso dichten wie konzisen Sound schnell den Hörer in eine kontemplative Stimmung versetzen, das vom Ambient gestreifte Material wird mit der richtigen Dosis an Authentizität umgesetzt. Autoscopia ist ein Klumpen geronnener Apathie, ein hervorgewürgtes Werk voller Dreck und Hässlichkeit mit einer treffend fiesen Produktion und durch rituellen Versatzstücken kratiniert. Ein dunkles Werk voller Weltschmerz und Selbsthass gekoppelt mit der Nachdenklichkeit von Tool, gefangen in der Einsamkeit einer Monade. Es ist das lichtlose Kriechen durch den Schlamm in Becketts „Comment c’est“, welches hier eine musikalische Umsetzung erfährt. Natürlich sind Neurosis und die ganz großen Cult of Luna mit ihren finsteren Abgründen immer noch ein kleines Stückchen näher dran. Dennoch: Die sieben in vier „Phazes“ eingeteilte Stücke sind wahre Prachtexemplare ihrer Gattung, allerdings absolut ungeeignet für Liebhaber des Schönen und Guten.

Martin Kreischer, 14.12.2008