WET DESIRE

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Studio: Rapid Eye Movies
Produktion: Japan, 1972
Originaltitel: Ichijo Sayuri: Nureta yokujo
Darsteller: Hiroko Isayama, Sayuri Ichijo, Kazuko Shirakawa, Gô Awazu
Regie: Tatsumi Kumashiro
Bild: 16:9 (Breitwand)
Ton: japanisch (Mono)
UT: deutsch (optional)
FSK: k.J.
Bonus: Galerie, Trailer

In den 1970er Jahren, als die japanische Filmindustrie unter eine Krise zu leiden hate, setzten die großen Studios vermehrt auf ein ähnliches Konzept wie die billiger (und meister subversiven) Pink Filme: Sie drehten mit großem Aufwand und soliden Darstellern epische Erotikdramen, in Japan als Roman porno bekannt (d.h. "romantic pornography") - manchmal im historischen Kontext, manchmal zeitgenössisch orientiert. Kumashiros clever inszeniertes Stripperinnen-Melodram WET DESIRE gehört zu letzterer Kategorie und schafft es, unterhaltsames Charakterporträt und Sittengemälde des Japans der 1970er Jahre zugleich zu sein.

Er zählt wird die Geschichte der Stripperin Harumi. Sie träumt von einer Karriere wie ihr großes Vorbild Sayuri Ichijo, die es sogar ins Fernsehen geschafft hat. Als Harumi dann aber im selben Club wie Sayuri arbeitet, verläuft die Begegnung enttäuschend, und Harumi sinnt auf Rache. Ein weiteres Problem an ihrem Arbeitsplatz sind die ständigen Razzien. Kaum entwirft man eine wagemutige Choreografie, wird man verhaftet und muss 30.000 Yen blechen. (PT) Da ist auch der Gangsterfreund kein großer Trost. In einem letzten Schritt will sie Sayuri selbst Konkurrenz machen und die Stripkönigin vom Thorn stoßen.

Das erinnert an Paul Verhoevens SHOWGIRLS, lebt aber vor allem durch die reale Stripperin Sayuri, die sich hier selbst spielt. Zu jener Zeit zählte sie mit ihren provokanten und bizarren Performances zur erotischen Prominenz des Landes. Einiges dieser Qualität hat seinen Weg in den Film gefunden und beweist die Unkonventionalität der Künsterlin. Formal ist der Film auf hohem Niveau inszeniert, unterhaltsam und vielschichtig - wie man es von einem Roman porno eben erwartet.

Regisseur Kumashiro (1927-1995) fundierte seine gesamte Karriere auf erotischen Filmen und wurde vor allem bekannt für seine provokante Art, mit Darstellungstabus (Genitalien, Comeshots etc.) umzu gehen, was er auch in WET DESIRE auf originelle Weise löst. Jüngst fand er mit seiner Kunst sogar Eingang in Steven Jay Schneiders "501 Directors" (2007).

WET DESIRE ist erstmals in Deutschland zu sehen und wird in einer sauberen Abtastung mit deutschen Untertiteln präsentiert. Ein atmosphräisches Erlebnis für den Freund des ausgefallenen asiatischen Kinos.

Marcus Stiglegger