Weisser Terror

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Label: Subkultur Entertainment
Reihe: Drive-In Classics No.7
Laufzeit: ca. 80 Min.
Produktionsjahr: 1962
Produktionsland: USA
Regie: Roger Corman
Bildformat: 1.85:1, 16:9 anamorph
Ton: Deutsch, Englisch (DD 1.0 Mono)
Untertitel: Deutsch
Anzahl Discs: 2
Extras:
Audiokommentar von Marcus Stiglegger und Ivo Ritzer
Booklet von Pelle Felsch
Dokumentation „Heritage of Hate“, „Remembering Intruder“ (Roger Corman & William Shatner erinnern sich), Bildergalerie, Originaltrailer, 8-seitiges Booklet, Dokumentation: Charles Beaumont – The Short Life of Twilight Zone's Magic Man (ca. 84 Min., Englisch mit dt. Untertiteln)

Das Autokino ist ein mythischer Ort: Zahlreiche Geschichten ranken sich um das Setting 'Drive-In-Cinema'. Nicht zuletzt der häufige Gebrauch des Motivs in Filmhandlungen hat dazu geführt, dass sich der Zuschauer eigene Vorstellungen davon machen kann, wie es wohl sein mag, Teil der Vorführung in einem Autokino zu sein – sogar wenn er selbst niemals dieser besonderen Form des Filmgenusses beiwohnen durfte. Mit der Reihe „Drive-In Classics“ setzt das Label Subkultur Entertainment dem Autokino ein Denkmal und füttert den Mythos nun bereits seit drei Jahren mit einzigartigen Veröffentlichungen von Werken, die in den fünfziger und sechziger Jahren fester Bestandteil der Autokino-Kultur Amerikas waren. Inzwischen sind die Drive-In-Classics bei No.7 angelangt, mit dem Titel „Weisser Terror“ („The Intruder“).

Der Agitator Adam Cramer (William Shatner) reist durch den Süden der USA, um mit populistischen Parolen für die Rassentrennung zu streiten. In dem kleinen Ort Caxton verfallen immer mehr Menschen seinen perfiden Taktiken und begegnen den farbigen Mitbürgern mit Misstrauen, Ablehnung und Hass. Die Situation eskaliert als sich ein Mob aus Weißen solidarisiert und mit Gewalt gegen die Rassenintegration an der örtlichen High School vorgehen will...

Mit „Weisser Terror“ schlägt Subkultur ein neues Kapitel in der Reihe 'Drive-In-Classics' auf: Nach „Gesandter des Grauens“ (der No.1 der DICs) ist „Weisser Terror“ nicht nur der zweite Beitrag Roger Cormans in dieser Reihe, sondern auch eine Abkehr vom reinen Genrefilm. Das BackCover wirbt mit folgendem Slogan: „Roger Corman erschuf mit diesem Film ein eindringliches Spiegelbild der 60er Jahre, welches noch heute schonungslos präsent ist“ und nimmt so konkreten Bezug auf die politische Note, die Cormans Film innewohnt – ein Umstand, der häufig in der Corman-Rezeption übersehen wird, und der auch die Drive-In-Classics-Reihe in einem neuen Licht erscheinen lässt. „Weisser Terror“ steht in Anbetracht seiner unübersehbaren sozialkritischen Komponenten in der filmgeschichtlichen Tradition von Werken wie „The Klansman“ (1974), „Mississippi Burning“ (1988) oder auch „Birth of a Nation“ (1915), die sich mit der Thematik der Rassenunterschiede im Allgemeinen und mit Phänomenen wie dem Ku-Klux-Klan im Speziellen auseinander setzen. Der letztgenannte Film wartet allerdings, wie allgemein bekannt sein dürfte, mit einer durchaus positiven Konnotation auf, wodurch er aus heutiger Sicht ideologisch sehr fragwürdig erscheint.

Was „Weisser Terror“ zudem filmhistorisch interessant macht, ist das Mitwirken William Shatners, lange vor seinem ersten Einsatz als Captn. James T. Kirk auf der Enterprise, als skrupelloser Hassprediger Adam Cramer. Er spinnt die Fäden und überwacht die sich zuspitzenden Ereignisse mit eiskaltem Wohlwollen. Wer den durch die Star Trek-Filme zum internationalen Kinderzimmer- und Science-Fiction-Helden avancierten Shatner einmal in der Rolle eines Bösewichts erleben will, hat in „Weisser Terror“ eine der wenigen Gelegenheiten dazu.

Neben der inhaltlichen Erweiterungen innerhalb der Reihe, ist die VÖ von „Weisser Terror“ auch ein wichtiger Beweis dafür, dass es durchaus DVD-Releases gibt, die sich in keinster Weise den Vorwurf der Befriedigung reiner, unreflektierter Filmkonsumierung gefallen lassen müssen. Die „Drive-In-Classics No.7“ strotzt auf zwei DVDs nur so von paratextuellem Output, der sowohl die Hintergründe von Cormans Film eingehend beleuchtet als auch, und das mag durchaus ungewöhnlich erscheinen, sogar für akademische Kontexte interessant ist. In diesem Zusammenhang sei ausdrücklich auf den analytischen Audiokommentar der beiden Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger und Ivo Ritzer verwiesen, die mit profundem Wissen über Cormans Werk und dessen Bezüge glänzen und den Zuschauer in einer alles andere als trockenen Vorlesung durch den Film begleiten.

Bei so viel positiven Eindrücken ist es fast überflüssig zu erwähnen ist, dass auch Bild- und Tonqualität (es wurde die deutsche originale Kinosynchronisation von 1962 verwendet) keinerlei Wünsche übrig lassen. - „Weisser Terror“ ist ein wunderbarer und rundum gelungener Beitrag der „Drive-In-Classics“-Reihe, die hoffentlich noch mit vielen weiteren Highlights aufwartet.

Kai Naumann