Die Verachtung

Bewertung: 4,5/5

I/F 1963
Regie: Jean-Luc Godard
Anbieter: Kinowelt
Laufzeit: 99 Minuten (rekonstruierte Fassung)
Bild: 1:2,25 (16:9 anamorph)
Ton: deutsch, englisch, französisch (mono, dd)
Untertitel: deutsch, englisch, spanisch, portugiesisch
Bonus: Trailer (frz.), Kurzfilm Paparazzi (22 Minuten), Kurzfilm Le parti des choses: Bardot et Godard (9 Minuten)

Ein Mann und eine Frau missverstehen sich. Sie bemerken nicht, wie etwas zwischen ihnen in die Brüche geht. Am Ende ist es zu spät, um noch etwas zu ändern... Nach einem Roman von Alberto Moravia erzählt der Altmeister der nouvelle vague Godard vom Zerbrechen einer Ehe: zwischen der Schauspielerin Camille (Brigitte Bardot) und dem Drehbuchautor Paul (Michel Piccoli). Dazu dreht Regieveteran Fritz Lang eine kitschige Version der Odyssee...

Die Verachtung ist ein meisterlich inszenierter Metafilm, der zugleich als tragischer Liebesfilm funktioniert, und nicht zuletzt aufgrund seiner vielen Ebenen einen guten Einstieg für jene bietet, die mit Godards meist schwierigen, spröden Filmen nicht vertraut sind. Hier wird alles ausgetragen: Mann gegen Frau, Kommerz gegen Kunst, alt gegen jung, Europa gegen Amerika...

Der deutsche DVD-Produzent Kinowelt bietet mit dieser Scheibe eine günstigere und fast ebenbürtige Alternative zu der teuren amerikanischen version von Criterion. Der Film ist in einer gelungenen Abtastung vorhanden, die vor allem das differenzierte Farbenspiel rekonstruiert. Früher gekürzte Szenen wurden mit deutschen Untertiteln versehen und wieder eingefügt.

Das Bonusmaterial hat durchweg filmhistorischen Wert: Der französische Trailer ahmt Godards experimentellen Essayfilmstil nach und kann als eigenständiger kleiner Clip betrachtet werden. Zudem kann man zwei Kurzfilme von Jacques Rozier sehen, die während der Dreharbeiten des Films auf Capri entstanden: In Paparazzi analysiert er die oft lästige Arbeit dieser Sensationsfotografen, die BB auf Schritt und Tritt folgen, falls sie nicht mit Polizeigewalt verjagt werden. Bardot et Godard dagegen thematisiert das Zusammenspiel von Regisseur und Protagonistin und wirkt wie ein etwas archaisches Making-Of. Die Qualität dieser auf grobem Schwarzweißmaterial gedrehten Filme ist dem Alter entsprechend bescheiden, beide Filme vermitteln aber viel von der Aura der damals verehrten Hauptdarstellerin.

Kinowelts DVD Die Verachtung ist eine der wichtigsten Veröffentlichungen der letzten Monate und kann als Pflichtkauf bezeichnet werden.

Marcus Stiglegger