Troum

Autopoiesis / Nahtscato

Label: Zoharum Records
Format: CD
Veröffentlichung: 2010

Das deutsche Dark Ambient Duo Troum kann auf eine umfangreiche Diskographie zurückblicken, aus der nun die LP „Autopoiesis“ von 2004 und die 12“ EP „Nahtscato“ von 2005 zusammengestellt wiederveröffentlicht werden. Dies macht beide Werke erstmals auf dem Medium CD verfügbar, dessen Spieldauer durch die Zugabe von zwei Bonus-Tracks vollkommen ausgeschöpft wird.

„Autopoiesis“ besteht aus vier Stücken (Autopoiesis pt. 1-4), die alle gegenseitig Elemente voneinander aufgreifen und neu verarbeiten. Dies macht jeden Titel laut liner notes gleichzeitig zu einem „product and producer“. Durch diese wechselseitige Integration von Klängen und Fragmenten entsteht eine übergeordnete Homogenität in der Dramaturgie des Albums, welche die durchaus abwechslungsreichen Stücke zusammenhält. Die Tatsache, dass die mehrfach auftauchenden Elemente teils durch Effekte verfremdet werden, und immer nur eine Ebene, in einem aus vielen übereinander liegenden Tonspuren bestehenden Arrangement ausmachen, lässt ihnen stets eine neue Bedeutung zukommen. Obwohl die Atmosphäre des Albums überwiegend düster gehalten ist, gibt es einige erleuchtete Momente in denen man sich entfernt an Popul Vuhs Komposition für Aguirre erinnert fühlt. Auch durch teils sehr rhythmusdominierte Strukturen, in denen schnell pulsierende Basslines (Autopoiesis pt. 2) oder Percussionpatterns (pt.3) eine treibende und auf Höhepunkte hinarbeitende Stimmung schaffen, greift die Genrebezeichnung Dark Ambient zu kurz. Hierfür sind die Stücke in ihrer Vorgehensweise zu abwechslungsreich. Sorgsam werden Klangarchitekturen zu schon bestehenden Scapes zugemischt, um diese abzulösen und somit die gesamte Stimmung zu verändern. An einigen Stellen werden sogar mehrere perkussive Elemente polyrhythmisch ineinander verschachtelt. „O Choros Ton Epithymion“, der erste Track der 12“ EP, ist von einem tribal-artigen Schlagzeug geprägt, das dem Stück fast rituellen Charakter verleiht. Trotz dieser Vielfalt an Einschlägen und Referenzen bleibt „ Autopoiesis / Nahtscato“ ein Album, das den Hörer beim ersten Durchlauf sofort in seinen Bann zieht und eine besondere Stimmung entfaltet.

Genauso wie die abgedruckten Linernotes ergänzt auch die monochoromatische Gestaltung des Digipacks, die Aufnahmen von Mikrostrukturen zeigt, die Veröffentlichung hervorragend. Nicht zuletzt kann auch die offene Akustik der CD hervorgehoben werden, die „Autopoiesis“ durch ihr dynamisches Klangbild zu einer uneingeschränkt empfehlenswerten Neuauflegung macht.

Patrick Kilian