Town and Country

5

(Thrill Jockey / EFA 2003) CD

Der fünfte Tonträger des Instrumentalensembles Town and Country ist musikalisch von einer außergewöhnlichen Reinheit geprägt: Die vier Musiker Ben Vida, Liz Payne, Jim Dorling und Josh Abrams spielten die vielschichtigen Kompositionen ausschließlich auf akustischen Instrumenten (Kornett, Akustikgitarre, Harmonium, Bratsche, Glocke, Celesta, Klarinette, Kontrabass, Gläser) ohne Tonabnehmer oder Verstärker ein. Mehrere Raummikrofone zeichneten das Zusammenspiel authentisch und live auf. Auch im Nachhinein wurden keine Overdubs vorgenommen – lediglich die Auswahl aus mehreren Einspielungen stand zur Wahl. Die sechs langen Stücke dieser stilvoll gestalteten CD lassen sich in eine eher trancig-ambiente Hälfte und eine eher klassisch-melodiöse Hälfte unterteilen. Wirklich schräge Passagen werden grundsätzlich eher als Irritationsmomente eingesetzt und gehen bald in melodiöse Teile über.

Als Einflüsse für diese abwechslungsreichen, meist melancholischen Kompositionen werden John Cale und die höfische gagaku-Musik Japans benannt, es scheinen aber auch immer wieder Soundtrackelemente der sechziger und siebziger Jahre durch: Das isolationistisch-träge Stück 2 „Aubergine“ etwa erinnert streckenweise an die einsamen, verlassenen Ansichten der Ruine von Alcatraz zu Beginn von John Boormans POINT BLANK (1967, Musik: Johnny Mandel) oder die deprimierenden Pittsburgh-Motive aus George A. Romeros MARTIN (1977, Musik: Donald Rubinstein). Titel und Bildmaterial dieser Veröffentlichung beschwören dagegen ironisch das Amerika der Nachkriegszeit mit Visionen mittelständischer Ordnung, eben mit Town & Country-Motels: „Sleeping in the Midday Sun“, „Lifestyled“, „Old Fashioned“... Leben, Alltag, Melancholie, alles erscheint hier im wechselhaften Kreislauf der Existenz. 5 mag stilistisch nicht leicht zu gänglich sein, doch ein intensives Zuhören lohnt sich: Selten entfaltet rein instrumentale Musik ein solch faszinierendes emotionales Wechselbad.

:ms: