THE VOYEUR (Director's Cut)

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91 Minutes
1994
Color
English
Not Rated
Widescreen
Director: Tinto Brass
Release date: February 28, 2008
SPECIAL FEATURES
• Widescreen version (16x9 Enhanced)
• Interview with Director (2007)
• Introducing new starlet Angelita Franco (2007)
• Tinto Brass Trailers
• Photo Gallery

Tinto Brass ist ohne Zweifel der Altmeister des erotischen Spielfilms - eine Art Fellini des Sexfilms. Auch wenn er in den letzten Jahren vor allem durch hedonistische Episodensammlungen auffiel, verstand er es in seinen Spielfilmen wie kein Zweiter, eine erotische Stimmung mit dramatischen Verwicklungen zu verknüpfen. In Alberto Moravia findet er einen hervorragenden Verbündeten im Geiste, und es erscheint verwunderlich, warum er nicht schon früher auf eine Vorlage des Skandalautors zurückgriff.

Nach dem gleichnamigen Roman erzählt THE VOYEUR von dem Literaturprofessor Eduardo, der unter ständigem Liebesentzug leidet. Nicht nur seine attraktive Gattin Silvia hält ihn außen vor, auch die Affäre mit einer freizügigen Studentin will nicht funktionieren - er wird zum Beobachter statt zum Teilnehmer am Leben anderer. Selbst sein Vater erscheint ihm als sexueller Konkurrent. Doch Brass als vitalistischer Hedonist lässt Eduardo am Ende an den ernüchternden Erfahrungen wachsen und seine Ehe neu beleben...

THE VOYEUR ist der erste von Brass' explizit modernen Filmen jener Jahre. Statt auf nostalgisches Ambiente wie in THE KEY oder MIRANDA setzt er hier auf die Coolness der 1990er Jahre, in denen seine schwülstigen Kamera-Eskapaden manchmal erstaunlich anachronistisch wirken. Doch gerade das macht den Reiz des Films aus, seine Unberechenbarkeit und seine Verführungskraft. Auch die verspielte Musik von Riz Ortolani fügt sich hier nahtlos ein.

Cult Epics setzen ihre Brass-Reihe mit dieser DVD fort, die wie gewohnt im härteren Director's Cut und im soften Producer's Cut erscheint (mit unterschiedlichem Artwork). Die Unterschiede sind vor allem in der Explizitheit der simulierten Sexszenen zu suchen, bei denen Brass ähnlich wie einst Russ Meyer vor allem mit Penisatrappen arbeitet. Die Grenze zum Hardcore wird so nur scheinbar berührt. Als Bonus bekommen wir eine Fotogalerie, diverse Trailer (u.a. den extra gedrehten für THE VOYEUR, in dem der Meister selbst zu sehen ist) sowie ein aufschlussreiches Interview mit Brass, der hier ein erstaunlich wenig anstrengendes Englisch spricht.

Bild und Ton (Italienisch mit UT) sind gut, aber nicht wirklich eindrucksvoll. tatsächlich finden sich leichte Nachzieheffekte. Aber der "Director's Cut" ist international die wesentliche Referenzfassung und insofern ein klarer Tip.

Marcus Stiglegger