TAXIDERMIA

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Anbieter: Störkanal / I-ON
Herstellungsland: Ungarn
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Drama
Freigabe: FSK-16
Regie: György Pálfi
Darsteller: Csaba Czene, Gergely Trócsányi, Piroska Molnár, Adél Stanczel, Marc Bischoff

Im Sinne des französischen Philosophen Georges Bataille ist Transgression der Akt der Grenzüberschreitung, die dem Menschen die Begegnung mit dem Heiligen ermögliche. Transgresion kann im ekstatischen Erlebnis, in der Sexualität, der Religion, - oder in der Kunst stattfinden. Transgressive Kunst konfrontiert den Zuschauer mit Momenten der 'Entgrenzung', die als transgressiver Akt erlebt werden können. Nicht alle transgressiven Kunstwerke verfolgen diese Programmatik bewusst, doch gerade im Kino der Modern seit den 1960er Jahren haben sich FilmemacherInnen immer wieder von dieser Perspektive eines seduktiv-transgressiven Kinos leiten lassen und transgressive Filme geschaffen: Pier Paolo Pasolini, Bernardo Bertolucci, Liliana Cavani, später auch Catherine Breillat, Gaspar Noé und Pascal Laugier. Auch der ungarische Spielfilm TAXIDERMIA von György Palfi gehört in diese Kategorie.

TAXIDERMIA erzählt die Geschichten von drei Generationen innerhalb einer bizarren Familie. Erster Akt: Während des Zweiten Weltkrieges entwickelt der Soldat Vendel aus Frust über die unmenschlichen Schikanen seines Vorgesetzten immer ausgefallenere Möglichkeiten der Onanie. Zweiter Akt: Neben unberechenbaren Konsequenzen resultieren diese Bemühungen in einem Nachkommen, der einem irrwitzigen Wettkampfsport nachgeht: Wettessen. 3. Akt: Auch er zeugt einen Sohn, mit einer ungewöhnlichen Leidenschaft: dem Ausstopfen von Tieren, einer durchaus selbstzerstörerischen Tätigkeit, wie sich zeigen wird.

TAXIDERMIA ist groteskes Körperkino der radikalen Art: Neben triebhafter Sexualität werden in endlosen Fress- und Kotzorgien die menschlichen Grundbedürfnisse ad absurdum getrieben. Und im finalen Akt fügt sich das Puzzle zu einer Feier und Ästhetisierung des Todes: Ficken, Fressen, Sterben. All das inszeniert in Breitwandkompositionen von irritierender Schönheit, pittoresk ausgemalt als detailverliebte Mischung zwischen Pasolini, Fellini, Monty Python und Peter Greenaway - von DER SINN DES LEBENS bis EIN Z UND ZWEI NULLEN.

Es ist eine kluge Entscheidung, gerade diesen Film in der renommierten Störkanal-Reihe neu herauszubringen, denn hier sollte er endlich das verdiente und interessierte Publikum finden. TAXIDERMIA will umfassend und intensiv erlebt werden und sollte - wie hier möglich - mit allem Bonusmaterial an einem Abend genossen werden: mit Making Of und Booklet-Interview (mit Marc Bischoff). Eine absolute Kaufempfehlung!

Marcus Stiglegger