SINGAPORE SLING

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Ein Film von Nikos Nikolaidis
Griechenland 1990 – 107 Min. (PAL - uncut)
VÖ: 30. August 2013
Bonusmaterial:
- “Directing Hell” - 80-minütige Dokumentation über Regisseur Nikos Nikolaidis
- Interview mit Regisseur Nikos Nikolaidis
- Booklet

Okay: SINGAPORE SLING ist ein Neo Noir. Genauer gesagt eine postmoderne Antwort auf Otto Premingers LAURA, jenes nekrophile Psychodrama aus der Epoche des klassischen Film Noir. Und doch wird man SINGAPORE SLING in einem Noir-Handbuch - z.B. aus dem Reclam-Verlag - vergeblich suchen. Warum? Weil er mehr ist als das. SINGAPOR SLING ist lupenreines, vollendet stilisiertes Kino der Transgression.

In kontrastreichem Schwarzweiß, das einem Robert Siodmak zur Ehre gereicht, entfesselt der bizarre Film ein Kammerspiel der Obessionen: Zwischen zwei Frauen, die Mutter und Tochter spielen, und einem Mann, der mit desillusioniertem Off-Monolog den Noir-Detektiv gibt. Er sucht LAURA (die aus Premingers Film gewissermaßen). Und die Tochter gibt vor, Laura zu sein. Und so dreht sich das Karussell des Begehrens. Und so füllt sich das Grab im Blumenbeet bis in die letzte Einstellung.

Nikos Nikolaidis, der viel zu früh verstarb, ist der Alejandro Jodorowsky des griechischen Films. Und der ist bis heute ohnehin voll von Surrealismen (DOGTOOTH bleibt unvergessen). In seiner einzigen Komödie mischt Nicolaidis Film Noir, frühen Slapstick und Fetischpornografie zu einem Hirnfick galore; sexy, wunderschön und ekelerregend. Zugegeben: ein Film, in dem die Hauptdarstellerin mit einer zermatschten Kiwi masturbiert und der Detektiv Urin und Erbrochenes im Gesicht ertragen muss, ist nicht jedermanns Sache.

Bildstoerung hat sich SINGAPORE SLING angenommen, nachdem er bereits auf ARTE gezeigt wurde. Man bekam die ungekürzte Freigabe (ab 18), und stellte eine makellose, knackscharfe Blu-ray, gepimpt mit einer Bonus-DVD, auf der man den obsessiven Regisseur reden sieht - und seine Mitarbeiter, die ihn teilweise für einen Psychpathen halten. Spannend.

Fazit: Ein Film für alle und keinen. Ab 18, versteht sich. Und zweifellos eine der Veröffentlichungen des Jahres.

Marcus Stiglegger