SHOAH 4 DVD Box

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Regie: Claude Lanzmann
Kamera: Dominique Chapuis, Jimmy Glasberg, William Lubchansky
Schnitt: Ziva Postec, Anna Ruiz
Produktion: Les Films Aleph, Historia Films, WDR
Produktions-Land+Jahr: Frankreich, 1985
Ton: Bernard Aubouy, Michel Vionnet
DVD-Ausstattung:
4 x DVD 5 PAL, codefree - Bild: 4:3/Ton: Dolby Digital 1.0
Mehrsprachige OF, UT in: D, F, E, S
PLUS: Booklet - erstmals weltweit mit Kurzbios aller Befragten und zahlreichen Lanzmann-Statements

Der öffentliche Diskurs über die filmische Darstellung des Völkermordes im Dritten Reich teilte sich bereits früh in gegenläufige Strömungen, von denen eine dezidiert besagt, man könne sich kein Bild vom Schrecklichsten machen. Die andere beginnt spätestens mit Alain Resnais' Essayfilm NACHT UND NEBEL (1956) und baut auf die schonungslose Visualsierung der Ereigenisse (soweit das noch möglich ist). Lange fehlte ein treffendes Beispiel für den 'Holocaust-Diskurs ohne Bilder' - Claude Lanzmann legte ihn Mitte der 1980er Jahre vor: SHOAH.

Der französische Filmemacher präsentiert mit der monumentalen Dokumentation SHOAH eine der radikalsten und umfassendsten Filmarbeiten über die Vernichtung des europäischen Judentums im Nationalsozialismus vor. Dafür benötigte er zwölf Jahre Arbeit, drehte 350 Stunden Material und schnitt daraus am Ende 9 1/2 Stunden Film.

SHOAH ist in der Tat ungewöhnlich: Ein Interviewfilm, der Opfer und zudem einige Täter zu Wort kommen lässt (u.a. mit versteckter Kamera gefilmt und ohne Einveständnis verwendet), ein Blick auf die Tatorte heute, die erschrekend idyllisch erscheinen - still und von grün überwuchert. Dabei greift Lanzmann nie auf dramatisierende Musik oder historisches Archivmaterial zurück. Er vertraut auf das Wort der Zeitzeugen, die er in langen Einstellungen vom Unfassbaren erzählen lässt. Dabei besucht er die Orte der Vernichtung, die ›Todesfabriken‹ Chelmno, Belzec, Sobibor, Treblinka und Auschwitz, die durch die Worte wieder belebt werden in ihrem Schrecken.

Wie es vermutlich im Sinne des Puristen Lanzmann ist, kommt die 4-DVD-Box ohne Bonusmaterial aus, enthält aber ein umfassendes und informatives Booklet. Es kostet Mühe und Arbeit, den Film ganz zu sehen, aber so ist es gedacht. Erinnerungs-Arbeit eben. Eine Kinovorführung ist hier konsequenter, denn man kann sich kaum entziehen, doch zumindest ist der Film nun verfügbar.

Marcus Stiglegger

Zusatzinformationen:

Shoah, Schoah, Shoa, Schoa. Hebräisch für: Abgrund, Vernichtung, Dunkelheit, große Katastrophe, Unheil, Untergang – inzwischen auch Synonym für die Massenvernichtung des europäischen Judentums im Nationalsozialismus. Der Begriff wird dem in den USA – auch medial (man denke an die gleichnamige TV-Serie aus den 70ern um die Familie Weiss) – geprägten Begriff des ›Holocaust‹ zunehmend vorgezogen, dessen griechisch-römische Etymologie (gr. holokauston bzw. lat. holocaustum = ›Brandopfer‹)problematische Nähen zu religiösen Opferriten herstellt. Vom Unerhörten sich einen Begriff zu machen, kann aber wohl abschließend nicht gelingen, und so bleibt auch ›Shoah‹ als Begriff, vor allem in seinen Anklängen an Naturkatastrophen, überaus kontrovers. (Pressetext absolutmedien)

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