Seom - Die Insel

Bewertung: 3,5/5

Korea 2001

Regie: Kim Ki-Duk
Anbieter: Sunfilm
Laufzeit: 86 Minuten
Bild: 1:1,78 anamorph / 16:9
Ton: deutsch (DD 5.1, DTS, Dolby Surround), englisch (DD 5.1, Dolby Surround)
Untertitel: deutsch
Bonusmaterial: Bio/Filmografie Kim Ki-Duk, Behind the Scenes, Video-Clip, Interviews mit Regisseur und Darstellern, Originaltrailer, deutscher Trailer

Kim Ki-Duks erster aufsehenerregender Film ist nun bei Sunfilm in einer ungekürzten Fassung als DVD erschienen. Vor einiger Zeit noch der Vorreiter einer Welle von koreanischen Dramen und Thrillern, die das Interesse der Asienfilmfans erregten, ist dieser Film zugleich einer der umstrittensten - zumindest im deutschsprachigen Raum -, zeigt er doch zahlreiche Szenen von inszenierten und auch realen Mißhandlungen - vor allem von Tieren. Dass in Korea andere Sitten gelten mögen, vor allem bezüglich Hunden und Fischen, sei widerwillig akzeptiert, doch die ablehnenden Reaktionen führten immerhin dazu, dass Ki-Duks nächster Film ADRESS UNKNOWN mit einem Hinweis versehen wurde, für diesen Film seien nun keine Tiere misshandelt worden. Dass solche unschönen Elemente auch in vielen klassischen Western sowie in Filmen von Werner Herzog und Alejandro Jodorowsky auftauchen - zu schweigen von den Kannibalenfilmen der siebziger Jahre - sei nur am Rande erinnert.

Doch was ist SEOM nun tatsächlich für ein Film? In ruhigen, elegischen Bildern erzählt er von einem Cop, der in Eifersucht seine Frau ermordete und sich nun auf der Flucht befindet. In einem kleinen Fischercamp mit schwimmenden Häusern findet er Unterschlupf. Bald hat er zu der mysteriösen jungen Frau, die den Schiffspark verwaltet, ein schicksalshaftes Band geknüpft, das immer wieder von Schmerzen und Leichen gesäumt wird... Doch Kim Ki-Duk interessiert sich nicht für eine geradlinige Thrillerstory, vielmehr geraten seine Bilder immer wieder zu metaphorischen Phantasmen, etwa wenn sich die Protagonisten nacheinander gegenseitig aus dem Wasser der Bucht angeln. Ein "schöner, zärtlicher Film" sei dies, so der Regisseur im Interview, ungeachtet der grausamen Momente. Ein Bild der Zuflucht und Liebe mitten im latenten Inferno wird hier entworfen - eine verstörende Mischung aus Theo Angelopolos und Takashi Miike.

Im rätselhaften letzten Bild hat sich der Held scheinbar verfangen in der Scham seiner ertrunkenen Geliebten. Doch das muss man sehen, man kann es kaum beschreiben...

Ähnlich irritierend wie dieser radikale - wenn auch streitbare - Autorenfilm ist das Bonusmaterial, das mitgeliefert wird: ein rockiger Videoclip, ein reißerischer deutscher Trailer, etwas uninspirierte Interviews und unkommentierte Aufnahmen der Dreharbeiten. Zweifellos bleibt ein Eindruck: Kim Ki-Duk ist es ernst mit seiner nihilistischen Vision, die sich an einem romantischen Modell abquält. Erstaunlich bleibt auch die Altersfreigabe der FSK, denn dieser Film ist aufgrund seines verstörenden und desorientierenden Potentials sicherlich nicht für ein jugendliches Publikum geeignet. Dem aufgeschlossenen Fan des asiatischen Kinos bietet SEOM jedoch ein intensives Gänsehautkino, das sich allenfalls mit Takashi Miikes virtuosem Psychothriller AUDITION messen lässt.

cd