Die rote Wüste

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Originaltitel: Il deserto rosso
Label: Arthaus
Genre: Drama
Produktionsjahr: 1964
Produktionsland: Italien/Frankreich
FSK: ab 12 Jahren
Lauflänge: ca. 112 Minuten
Stab
Regie: Michelangelo Antonioni
Drehbuch: Michelangelo Antonioni, Tonino Guerra
Kamera: Carlo Di Palma
Produktion: Antonio Cervi, Angelo Rizzoli
Technische Angaben
DVD Bild: 1,85:1 (anamorph)
DVD Sprachen/Ton: Deutsch, Italienisch (Mono Dolby Digital)
DVD Untertitel: Deutsch
DVD Extras: Dokumentation "Cinema Forever", Wochenschauberichte, Biografie Michelangelo Antonioni, Trailer

Nach renommierten und teilweise großartig gestalteten Editionen einiger der bedeutendsten Filmemacher des 20. Jahrhunderts (Wim Wenders, Fassbinder, Werner Herzog, Bertolucci, Fellini) beginnt Kinowelt nun mit der Veröffentlichung des Werkes von Michelangelo Antonioni.

Dieser strenge Stilist und große Poet des italienischen Kinos kreierte eine Bildsprache, die sich in ihrer Neuerungskraft nur mit dem nouveau roman Frankreichs in der Literatur vergleichen lässt und mit ihrem philosophischen Potential nicht zuletzt Gilles Deleuze in seinen "Kino"-Schriften zu umfassenden Reflexionen inspirierte. Neben Antonionis großen Kultfilmen BLOW UP (MGM/Warner) und ZABRISKIE POINT (auf DVD nicht in Sicht) ist vermutlich vor allem DIE ROTE WÜSTE ein Prototyp seiner kreativen Zeit in den sechziger Jahren. Zuvor hatte er einen langsamen, wenn auch komplex arrangierten visuellen Stil mit prägnanter Schwarzweißfotografie etabliert, und DIE ROTE WÜSTE kam eher überraschend als Antonionis erster Farbfilm ins Kino.

Die Geschichte des Films ist - wie üblich bei Antonioni - schnell erzählt: Nach einem Autounfall leidet die italienische Ingenieursfrau Guiliana (Monica Vittian) unter neurotischen Angstvorstellungen: Ihre Familie wird ihr fremd, sie fühlt sich von der industriellen Umwelt in ihrer Heimatstadt Ravenna bedroht und hat sogar apokalyptische Visionen einer von Rottönen dominierten Welt. Nach einer kurzen Liason mit Zeller (Richard Harris), einem Kollegen ihres Mannes, kehrt sie ins alltägliche Leben zurück, dessen Haltlosigkeit sie zu akzeptieren gelernt hat.

Es war zu erwarten, dass Antonionis Hinwendung zur Farbe nicht ohne Grund erfolgte. Er benötigte die intensiven Rottöne, um den befremdlichen Visionen seiner Protagonistin Ausdruck zu verleihen. So malte er große Teile des Sets rot und kreierte so unvergessliche Bilder einer zersplitterten Psyche. Das Thema und die intensive Darstellung der bevorzugten Hauptdarstellerin Antonionis, Monika Vitti, weisen in diesem Film Ähnlichkeiten zum Werk Ingmar Bergmans auf.

Die vorliegende DVD bietet den Film in restaurierter Version, was als filmgeschichtlich bedeutender Beitrag gewertet werden kann. Offenbar arbeitet man nun mit einer italienischen DVD-Firma zusammen, denn ein Extra zeigt die Rekonstruktion des Films in Italien. Zudem findet man interessante Wochenschauberichte der sechziger Jahre, die das große öffentliche Interesse an Antonionis Werk in jenen Jahren dokumentieren. DIE ROTE WÜSTE wurde ausgezeichnet mit dem Goldenen Löwen und dem Fipresci-Preis.

DIE ROTE WÜSTE ist eine äußerst wichtige Veröffentlichung und muss für Filmfans als Pflichtkauf betrachtet werden. Und es lohnt sich, denn die DVD kann sowohl qualitativ als auch von den Bonumaterialien überzeugen!

Marcus Stiglegger