Phallus über alles

Iron Woman

(Fatal Recordings 2004) CD

BESTELLEN

Whorecore? Die Bezeichnung passt, ist aber kein neues Genre an sich. Tatsächlich verbirgt sich hinter der Aufhebung weiblicher Klischeevorstellung nur eine Weiterführung der Riot Girl-Idee im Sinne von Atari Teenage Riot und damit eine Nachfolge für die inzwischen etwas weniger kampfeslustige Hanin Elias. Der Angriff auf das Patriarchat und den Machismo trägt dabei deutliche Züge des Elektro Punk, irgendwo zwischen ATR, KMFDM und Prodigy klingen Phallus Über Alles ungestüm, mit Spaß an Aggression, schnellen Beats und simplen Gitarrenriffs. Verzerrt, wütend und engagiert, eine aufbrausende Gender Diskussion ohne Widerrede. Die Frau als eiserne politische Kämpferin, die sich nicht mehr auf Geschlechtsmerkmale und ihre rein sexuell Existenz reduziert wissen will. Ein heftiges Stemmen gegen Konventionen, gegen männlich geprägte Strukturen, gegen die Herrschaft des Testosterons. Allerdings wirkt der musikalische Gestus inzwischen etwas in die Jahre gekommen, genau wie der Sound die Early Nineties wieder aufleben lässt, nichts zeitgemäßes transportiert. Dem Riot-Sound tut das jedoch keinen Abbruch, Phallus Über Alles passen gut in eine Reihe mit neueren Alec Empire-Werken. Feministischer Aktionismus mit lautstarker Botschaft.

Martin Kreischer