NOSTALGHIA

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Vertrieb: AL!VE AG
Label: Alamode Film
Regie: Andrej Tarkowski
Darsteller: Oleg Jankowski, Domiziana Giordano, Erland Josephson
Sprachen: Deutsch DD 2.0, Italienisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 1.66:1 (anamorph)
DVD-Extras:
Dokumentarfilm “Meeting Andrei Tarkovsky” von Dmitry Trakovsky
Laufzeit: ca. 120 Minuten (+ Bonus)
Land / Jahr: Italien 1983
Regionalcode: 2 / PAL
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
VÖ: 30.04.2010
Verpackung: Amaray mit Schuber

Die Filme der einflussreichen russischen Regielegende Andrej Tarkowski tauchten in der Vergangenheit eher vereinzelt und in oft zweifelhaften DVD-Editionen hierzulande auf. Eine erfreuliche Ausnahme bilden ausgerechnet die beiden späten Exilfilme, die Tarkowski in Schweden (OPFER) und Italien (NOSTALGHIA) gedreht hatte. OPFER wird von absolut medien gemeinsam mit einem umfangreichen Dokumentarfilm vertrieben, und auch Alamode hat dem elegischen NOSTALGHIA eine Special Edition spendiert: Die DVD kommt im attraktiven Pappschuber und enthält eine Dokumentation von Dimitry Tarkowski auf den Spuren des Vaters in Italien.

Wie DER SPIEGEL ist NOSTALGHIA ein autobiografisch gefärbtes Werk: Der russische Schriftsteller Andrej begibt sich für Recherchen auf die Spuren eines russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts nach Italien. Zusammen mit der Dolmetscherin Eugenia bereist Andrej verschiedene Wirkungsstätten seines Landsmannes. Das Erlebnis der fremden Landschaft und Kultur und die übermächtige Erinnerung an die Heimat setzen Andrej zu - ein gefühl, das Tarkowski in sein westliches Exil begleitet haben dürfte. Anders als seine frühen Filme, die sich direkt um die russische Identität bemühen, ist dies eine indirekte Thematsierung der vermissten Heimatlandes. Dabei geht es auch um die unmöglichkeit der Begehrens angesichts der umfassenden Melacholie: In seinem Schmerz lehnt Andrej die Liebe Eugenias ab und findet dagegen im leicht verrückten Mathematiker Domenico einen Seelenverwandten.

Wie so oft in Tarkowskis spirituellem Werk steht am Ende ein Ritual des Opfers, das der Film ein lange Plansequenz fasst. Seine Filme seien im Grunde nicht intellektuell, hatte Tarkowski immer wieder betont, und tatsächlich öffnet sich auch für NOSTALGHIA ein intuitiver, meditativer Zugang, der aus itensiven, prägnanten Bildkompositionen und sakraler Musik schöpft. das ist Kino der Transzendenz, das erst am Ende, im Schoß der zerfallenden Kathedrale zur Ruhe kommt.

Die DVD zeigt den Film in klaren Kontrasten und in einer gelungenen, zugänglichen deutschen Synchronisation bzw. mit Untertiteln. das Original-Bildfromat 1:1,66 wurde leider nicht anamorph codiert, sondern in das 4:3-Vollbild integriert, was die Auflösung leider etwas reduziert. Die informative Interview-Reise des Dokumentarfilms jedoch entschädigt für diesen kleinen Mangel.

Eine wichtige Veröffentlichung, ein großartiger Film von eminenter Schönheit. Zeitlos.

Marcus Stiglegger