Alec Empire vs. Merzbow

Live CBGB’s NYC 1998

(Digital Hardcore Recordings 2003)

Eine ungewöhnliche Kombination: Der linke Sound-Terrorist Alec Empire trifft auf den japanischen Noise-Fetisch Künstler Masami Akita aka Merzbow. Was dabei herauskommt ist die Dekonstruktion einer Dekonstruktion, Schichtarbeit, ein Krach-Palimpsest. Die Tour de force wurde bereits 1998 aufgenommen, im berühmten CGBGs Club in New York. Dort wurden die Geräuschtürme erbaut, welche nun erst ihren Weg an die Öffentlichkeit finden. Alec Empire sei erst jetzt wieder über die Tapes gestolpert und fasziniert von der Aufnahme, so das Booklet, daher die späte Veröffentlichung.

Gedankt sei ihm diese Eingebung, denn das Werk beinhaltet das Beste aus zwei grundverschiedenen Krach-Konzepten. Während Merzbow meist den Teppich Alec Empires nutzt, die Beats als Grundstock verwendet, so sind es die harschen Noise-Schleifen des Japaners, das elektronische Kratzen und Surren, welches dem Album seine ganze eigene Identität verleiht. In den Hintergrund treten auch die sprechblasenhaften Kampfansagen von Alec Empire, dafür sind es seine Flächen, die besonders zum Schluss dieses teils nervenaufreibenden Sets wieder den Hörer in ruhigere Momente geleiten.

Dabei ist nicht alles amorph, nicht alles aus der Verankerung gerissen. Nicht alles nur Noise, nur Geräusch, nur Krach. Oftmals kann man sich an etwas klammern, an Soundfetzen, an einen Beat und von da aus den Rest der Klänge erarbeiten. Doch nicht immer gelingt dies und man wird von den hereinstürmenden Klangsalven überrannt. Doch wer sich behauptet, darf sich auf einen lohnenswerten Trip freuen.

Martin Kreischer