KING DUDE

Burning Daylight

Tracks: 11 Label: Dais Records
VÖ: 16. Oktober 2012

Als letztes Jahr das erste vollwertige KING DUDE Album „Love“ erschien, war dies eine klare Weiterführung des vorher gepflegten Stils der EPs wie „My Beloved Ghost“ und „Tonight‘s Special Death“ - Akustikgitarren- und Reverb-lastig. Für Fans der frühen Werke war „Love“ sicher das erhoffte Album des Seattler Künstlers, der an sich das okkult angehauchte T-Shirt Label Actual Pain betreibt.

In diesem einen kurzen Jahr seit Erscheinen von „Love“ hat sich allerdings einiges getan und bezeugt davon, dass sich KING DUDE momentan in einer starken Phase der Veränderung befindet. Auf der Bühne wird schon seit einiger Zeit statt der Westerngitarre eine cleane E-gitarren eingesetzt. Zusätzlich trat der KING nicht mehr Solo, sondern zu Dritt, mit einem zweiten Gitarristen und einem Trommler, auf. Bei der kleinen Europatournee, die im Sommer 2012 stattfand war der Sound bereits eher bluesig-rockig und nur mit Folk Elementen angereichert. Gepaart mit dem starken Hall Einsatz und dem eingängigen manchmal fast schon grummeligen Gesang von Thomas Cowgill aka KING DUDE. Auf „Burning Daylight“ haben diese Stilmittel ihren Weg nun auf ein Album gefunden.

Das Album weicht in vielen Punkten von eingeschlagenen Pfaden ab und entfernt sich im Sound noch weiter von europäischen Folk-Vorbildern als die früheren Veröffentlichungen. Einige amerikanische Stimmen sprechen beim Stil von „Burning Daylight“ gar von okkultem Blues, der die Düsternis in eine der bekanntesten Amerikanischen Musikrichtungen zurückbringt. Zog sich früher eine atmosphärische Dunkelheit durch die Lieder, erlebt man diese nun vielfältiger und tatsächlich bluesiger mit Rock Touch. Der Song `I‘m Cold` entfaltet dabei einen richtigen Groove und bricht auch beim zurückhaltenden Einsatz von Reverb Effekten aus der Reihe. Stücke wie `Barbara Anne`und `You Can Break My Heart` orientieren sich am Stil von „Love“, wirken aber weniger geheimnisvoll und der Song `Jesus In The Cortyard` schlägt geradezu sanfte Töne an. `My Mother Was The Moon`verzichtet ganz auf die Stimme von KING DUDE und wird von einer entrückten Frauenstimme getragen.

Eines ist klar, KING DUDE macht nicht mehr die gleiche Musik wie noch vor einem Jahr auf „Love“, wenn auch der eigene Stil noch klar zu erkennen ist. Folk Elemente machen an vielen Stellen elektrischen Hollow-Body Gitarren und uramerikanischen Fender Verstärkern platz. Allerdings ist es gerade der Mut zur Veränderung (oder Weiterentwicklung), der gute und zukunftsfähige Musik-Projekte ausmacht. `Burning Daylight`ist ein Album, das uns in einen solchen Veränderungsprozess hineinschauen lässt, noch nicht ganz neuer Stil ist und viel vom alten mitbringt. Ob man sich nun wünscht, dass dieser Weg weiter beschritten wird oder lieber eine Rückkehr zum Alten Stil stattfindet, bleibt jedem Hörer selbst überlassen. Das Album bietet genügend verschiedene Facetten, um sich eine Meinung zu bilden.

Oliver Freund