Kentin Jivek & Miro Snejdr

Voir dire

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(selfreleased 2013) CD 10 Tracks

Jivek und Snejdr - diese beiden Musiker sind keine Neulinge im Geschäft, auch wenn das vorliegende Gemeinschaftsalbum 'Voir dire' nur als selbstproduzierte CDr vorliegt. Kentin Jivek hat sich seit vielen Jahren einen Namen als französischer Erbe des exzentrischen Neofolks der 1990er Jahre gemacht. Auf seinen Ambient-Folk-Alben kreiert er experimentelle und vor allem akustisch basierte Harmonien, über die er mit fragiler und höchst eigenwilliger Stimme seine mystischen und teilweise philosophischen Texte intoniert. Miro Snejdr - ein Slowene in London - bastelt unter dem Namen Spitting at Pidgeons eigene Soundscapes, die auf seinen Pianokünsten basieren und ebenso wie Jivek die dunklen Aspekte der Menschheit ins Zentrum rücken. Bekannt wurde Snejdr allerdings als Pianist für Death in June auf dem Album 'Peaceful Snow'.

Für das vorliegende Album, das dem Titel gemäß nach Wahrhaftigkeit strebt, entstand in einer längeren Kooperation per Soundmails: Die Musiker schickten sich die jeweils ergänzten Stücke so lange zu, bis sie damit zufrieden waren. Es ist erstaunlich, welch homogener Sound daraus entstanden ist. Manch einen wird zudem erstaunen, wie viele Genres auf diesem Weg gestreift werden: Neoklassik, Folk, Ambient, Wave, gelegentlich sogar der eine oder andere jazzige Akkord. Wer also ein Neofolkalbum erwartet, wird zweifellos enttäuscht. 'Voir dire' ist vielmehr ein scheuloses Bekenntnis zum Pop - eingängig, sophisticated, manchmal gar etwas süßlich. Insgesamt aber erstaunlich unangepasst - vor allem, wenn man die engen Grenzen der Genres bedenkt, die in der gegenwärtigen Unmenge von Neuveröffentlichungen unter widrigsten Bedingungen wieder strenger definiert werden. Alles ist möglich, doch wenig wird akzeptiert.

So pflegt Jivek seinen psychedelischen Folk, der allenfalls mit den exzentrischen Momenten von Current 93 oder den Legendary Pink Dots vergleichbar ist, während Snejdr seinen Lounge-Impulsen frönt, die er auch schon Death in June angedeihen ließ. Das letzte Stück 'Je suis un nomade' erscheint da fast prophetisch - wie ein Wanderer bewegt sich die Musik der beiden Künstler zwischen den Sphären und Welten, zwischen Subkultur und Pop, zwischen Akustik und Elektronik.

'Voir dire' ist eine faszinierende Reise, fürwahr. Aber vermutlich keine für ZuhörerInnen, die bereits ein bestimmtes Ziel vor Augen haben...

Zu hören und bestellen unter: http://ketinjijekmirosnejdr.bandcamp.com

MaNic