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Jenseits der Wolken
4,5 / 5 Sterne
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Originaltitel: Jenseits der Wolken
Label: Arthaus
Genre: Drama
Produktionsjahr: 1995
Produktionsland: Frankreich/Italien/Deutschland
Kinostart: 26.10.1995
Lauflänge: ca. 105 Minuten
Es sind kurze, traurige Liebesgeschichten, die uns
Antonionis episodischer Reigen hier erzählt, in gewisser Weise in
der Tradition seiner Klassiker der sechziger Jahre, doch zugleich zeitgenössisch
und frisch - ein Kunststück, das der alte Regisseur bereits in Filmen
wie ZABRISKIE POINT und IDENTIFIKATION EINER FRAU zustande brachte. Er
inszeniert sein Kino im Puls der Gegenwart, erzählt dabei aber von
den ewigen Themen: der Liebe, dem Tod, dem Verlust und natürlich
dem Ende der Liebe...
Auf der Suche nach Inspiration reist ein Regisseur
(John Malkovich) durch Italien und Frankreich und erlebt vier Schicksale:
In Ferrara begegnen sich Carmen und Sivano für wenige Stunden...
In Portofino erliegt ein Regisseur der Faszination einer schwermütigen
Frau, die ihm ein schreckliches Geständnis macht (Sophie Marceau)...
Patricia (Fanny Ardant) trennt sich von ihrem untreuen Gatten und mietet
die Wohnung eines Mannes (Jean Reno) an, der ebenfalls vor den Trümmern
seiner Beziehung steht... In Aix-en-Provence wagt ein Junge die zaghafte
Annäherung an ein Mädchen und muss erfahren, dass sie am nächsten
Tag ins Kloster gehen wird.
Zur Zeit der Dreharbeiten litt der 83-jährige Antonioni
unter einer halbseitigen Lähmung und eingeschränktem
Sprachvermögen aufgrund eines Schlaganfalls. Der Filmemacher Wim
Wenders assistierte dem Altmeister und drehte für ihn die Rahmenhandlung
des suchenden Regisseurs. Das Resultat mag nicht zu Antonionis Meisterwerken
zählen, es vereint jedoch seine fast meditative Bildgewalt mit einer
sinnlichen Inszenierung wunderschöner Schauspielerinnern: Sophie
Marceau und Chiara Caselli laden die Leinwand förmlich auf mit ihrer
subtilen Körperlichkeit.
Wenders gibt im Interview mit Roger Willemsen offen
zu, dass er lediglich aus versicherungstechnischen Gründen am Drehort
präsent war, um den Film im Notfall zuende drehen zu können,
doch JENSEITS DER WOLKEN ist ungeachtet des Reisemotivs kein Wenders-Stoff.
Die Inszenierung erotischer Verflechtungen war ihm nie nah, und es mag
eher kommerzielles Kalkül sein, diesen Film der Wenders-Edition zuzuordnen.
Das alles trübt aber nicht die sinnliche Aura dieses zarten und elegischen
Films, der noch heute für viele Cinéasten ein starken Reiz
ausüben dürfte. Für ein großes Publikum ist das vermutlich
kaum vermarktbar.
Marcus Stiglegger
Stab
Regie: Michelangelo Antonioni, Wim Wenders
Drehbuch: Tonino Guerra, Michelangelo Antonioni, Wim Wenders
Kamera: Alfio Contini, Robby Müller
Produktion: Philippe Carcassonne
Technische Angaben
DVD Bild: 1,77:1 (anamorph)
DVD Sprachen/Ton: Deutsch, mehrsprachige Originalfassung (5.1 Dolby Digital)
DVD Untertitel: Deutsch
DVD Extras: Wim Wenders befragt von Roger Willemsen, Biografie Wim Wenders,
Trailer
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