GRUFT DER VAMPIRE

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Original-Titel: The Vampire Lovers
Regisseur: Roy Ward Baker
Darsteller: Peter Cushing, Ingrid Pitt, Ferdy Mayne u.a.
Sprache(n): Deutsch, Englisch
Filmdauer in Min.: ca. 87
Anzahl DVDs: 1
Produktionsland: England
Produktionsjahr: 1970
FSK: ab 16
Soundsysteme: Dolby Digital 2.0
Bildformate: 1.85:1 (16:9)
Erscheinungsdatum: 08.08.2008
Bonus: Originaltrailer, Booklet, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial, Audiokommentar mit Roay Ward Baker und Ingrid Pitt

Mit dem Hammer-Productions-Klassiker GRUFT DER VAMPIRE (1970) liegt endlich auch der erste Teil der Karnstein-Trilogie vor, die mit NUR VAMPIRE KÜSSEN BLUTIG (1970, Kinowelt) und DRACULAS HEXENJAGD (1971, Koch Media, out of print) fortgesetzt wurde.

In liebevoller Aufmachung, mit umfangreichem Booklet und geprägtem Pappschuber setzen Koch Media ihre Hammer-Reihe fort. Dabei hat man wieder auf zeitgenössisches Artwork zurückgegriffen, das in diesem Fall (siehe oben) ziemlich reißerisch ausgefallen ist und dem Film letztlich gar nicht entspricht. Was nicht heißen soll, dass GRUFT DER VAMPIRE ein zahmer Beitrag zum britischen Gothic-Horror wäre. Ganz im Gegenteil, denn um 1970 änderten Hammer den antiquierten Stil und drehten die Schraube bezüglich Sexualität und Gewalt noch etwas an, um im Puls der Zeit zu bleiben. Dennoch konnten sie sich mit ihrem nostalgisch-klassischen Horror nur noch kurz halten.

Der Film beginnt ebenso atmosphärisch wie blutig: Ein beherzter Vamprijäger (Ferdy Mayne aus TANZ DER VAMPIRE) enthauptet eine wunderschöne junge Vampirdame, die sich ihm in eindeutiger Absicht nähert. Der Vorspann läuft über dem abgetrennten Schädel. Diese Szene, die ohnehin im Film zweimal vorkommt, wird im Bonusmaterial sogar noch in einer längeren Version gezeigt.

Als der Vampirjäger Baron von Hartog also den berüchtigten Vampirclan der Karnsteins tötet, kann ihm die junge Mircalla (Ingrid Pitt) als einzige entkommen. Fortan verbreitet sie Terror und Angst in der Provinz Styra. Eines ihrer Opfer ist Laura, die hübsche Tochter des Generals von Spielsdorf (Peter Cushing). Von dem Tode seiner Tochter zutiefst getroffen, schwört der General Rache: Gemeinsam mit Baron Hartog und Lauras Verlobtem will er die letzte Überlebende der Karnsteins zur Strecke bringen. Wieder werden Köpfe rollen...

Mehr als in anderen Hammer-Filmen haben wir es hier mit Femme-fatal-Horror zu tun, was wenig verwundert, denn die Karnstein-Trilogie basiert durchweg auf Sheridan LeFanus lebischer Schauerromanze "Carmilla der weibliche Vampir", die noch vor Bram Stokers "Dracula" veröfentlicht worden war und den Stereotyp des verfüjrerischen weiblichen Vampirs etablierte, der lieber in zarte weibliche Brust als in männliche Hälse beißt. In diesem Film obliegt es Ingrid Pitt, Carmilla/Mircalla bzw. Marcilla (ihre jeweiligen Decknamen) zu verkörpern. Und dabei geizt sie nicht mit ihren Reizen. Für die restaurierte Fassung fand man sogar noch eine zusätzliche Nacktszene, die in eine lesbische Begegnung mündet. Ingrid Pitt kommentiert den Film zusammen mit dem legendären Regisseur Roy Ward Baker wohlwollend - so auch in diesem Moment, den sie als zärtlich und spielerisch beschreibt.

Von allen Hammer-Profis war Baker der visionärste, und auch dieser Film enthält leicht psychedelische Traumsequenzen, die eine bizarr-sinnliche Atmosphäre garantieren. Erinnerungen an Carl Theodor Dreyers VAMPYR (1932) werden wach, was ebenfalls wenig verwundert, denn schon er bezog sich auf LeFanu.

Das äußerst informative filmhistorische Booklet verweist zudem darauf, dass der junge Protagonist Jon Finch später durch Hitchcocks FRENZY und Roman Polanskis MACBETH zum Star wurde. Das eigentliche Augenmerk richtet der Film jedoch auf die bezaubernden Frauen des Films, die mit großen Rehaugen und bebenden Lippen dem Tod entgegensehen. Eine wahre Gothic-Orgie, dieser Film.

GRUFT DER VAMPIRE ist eine gelungene Veröffentlichung, die den erotischen Horrorfilm klassischen Zuschnitts in bester Form präsentiert. Für Gothic- und Vanmpirfans absolut unverzichtbar (auch die beiden Fortsetzungen sind eine Anschaffung wert).

Marcus Stiglegger