Edition Deutsche Vita
1. Zinksärge für die Goldjungen
2. Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn
3. Fluchtweg St. Pauli

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Label: Subkultur Entertainment
Laufzeit: 83 Min., 94 Min., 84 Min.
Produktionsjahr: 1973, 1967, 1971
Produktionsland: Deutschland/Italien
Regie: Jürgen Roland, Rolf Olsen, Wolfgang Staudte
Bildformat: 1.78:1, 1.66:1, 1.78:1 (anamorph)
Ton: Deutsch (1.0 Mono) + Englisch (1.0 Mono) bei „Zinksärge für die Goldjungen“
Extras:
Audiokommentare von Christian Kessler und Pelle Felsch
Booklets
Interviews
Trailer
Soundtrack-CD bei „Fluchtweg St. Pauli“

Im Laufe der letzten zwanzig Jahre ist der deutsche Genre-Film zunehmend aus den großen Kinos verschwunden und hat sich stattdessen vermehrt im Independent- und Underground-Kino (nicht selten mit hohem Trash-Faktor) angesiedelt. Regisseure wie Dominik Graf oder auch Uwe Boll gehören zu den letzten wenigen Veteranen eines einstmals florierenden Marktes deutscher Nachkriegs-Genre-Kost, die von Filmemachern wie Harald Reinl, Alfred Vohrer, Jürgen Roland, Rolf Olsen, Wolfgang Staudte, Eckhart Schmidt oder Carl Schenkel – um nur eine kleine Auswahl zu nennen – vertreten wurde. Mit der Edition Deutsche Vita beschwört Subkultur Entertainment die Zeiten des westdeutschen Exploitationkinos wieder herauf. Den Startschuss geben die drei Filme „Zinksärge für die Goldjungen“ (Jürgen Roland), „Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn“ (Rolf Olsen) und „Fluchtweg St. Pauli“ (Wolfgang Staudte).

Nicht nur phonetisch ist die Edition Deutsche Vita eine ironische Dekonstruktion von Fellinis Klassiker „La Dolce Vita“. Auch inhaltlich könnte die Diskrepanz zwischen dem europäischen Arthouse-Kino bzw. der Strömung des Neuen Deutschen Films der sechziger und siebziger Jahre und den ersten drei Beiträgen der Reihe kaum größer sein. Die Filme sind allesamt, sofern man sie in eine entsprechende Schublade einsortieren will, im weitesten Sinne dem Action-Genre zuzurechnen, wobei aber Einflüsse damaliger exploitativ ausgerichteter Subgenres stark ins Gewicht fallen. Sowohl Elemente des italienischen Giallo als auch des Polizeifilms finden Verwendung, ebenso auch Motive des amerikanischen Stuntfilms, in dem vorwiegend rasant inszenierte Autoverfolgungsjagden zu den visuellen Highlights gehörten, und denen Quentin Tarantino im Jahr 2007 mit „Death Proof“ ein Denkmal für die junge Generation gesetzt hat.

Alle drei Titel der Edition Deutsche Vita spielen in Hamburg resp. in St. Pauli und geizen nicht mit Lokalkolorit im nostalgischen Flair der späten sechziger bzw. frühen siebziger Jahre. Parallelen zur damals noch jungen Fernsehserie „Tatort“ sind dabei unübersehbar. Und alle drei Filme stehen unter der Schirmherrschaft bekannter Regisseure, Jürgen Roland (u.a. „Stahlnetz“ TV), Rolf Olsen (u.a. „Blutiger Freitag“) und Wolfgang Staudte (u.a. „Der Seewolf“, TV), die sowohl die deutsche Kino- als auch Fernsehlandschaft jener Tage mit zahlreichen Genre-Werken bereicherten. Auch die Liste der Schauspieler liest sich wie eine Versammlung berühmter Namen aus Theater, Kino, TV, Synchron und Hörspiel: Horst Janson, Herbert Fleischmann, Henry Silva, Erik Schumann, Fritz Wepper, Karl Lieffen, Heinz Reincke, Rudolf Schündler, Jürgen Draeger, Horst Frank, Christiane Krüger oder Klaus Schwarzkopf, um nur einige zu nennen. Wer in den sechziger, siebziger oder achtziger Jahren aufgewachsen ist, wird jede Menge vertrauter Gesichter oder Stimmen wiedererkennen, die in dieser Zeit zu den meist beschäftigten Mimen westdeutscher Film- und Bühnenkunst zählten. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Edition Deutsche Vita also auch eine nostalgische Begegnung mit der eigenen Vergangenheit.

Als gelungene Werkbegleitung dient das exklusiv produzierte Bonusmaterial, in dem vor allem die Audiokommentatoren Christian Kessler und Pelle Felsch Lust auf weitere Filmtitel wecken, denen eine Wiederentdeckung im DVD-Sektor zu wünschen wäre. „Zinksärge für die Goldjungen“, „Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn“ und „Fluchtweg St. Pauli“ sind der Auftakt für eine tolle Reihe, der hoffentlich eine lange Zukunft beschieden ist. No.4 steht bereits in den Startlöchern.

Kai Naumann