Biosphere

Dropsonde

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(Touch / Cargo 2006) CD 11 Tracks

Der norwegische Musiker Geir Jenssen hat mit seinem Projekt Biosphere seit Jahren eine eigene Liga der Ambientmusik eröffnet: Immer weiter treibt er seine mitunter kühlen, düsteren, aber stets originellen Erkundungen der nördlichen Landschaft. "Dropsonde" - benannt nach Wettersonden, die in der äußeren Hemisphäre abgeworfen werden - erringt mit leichter Hand jazzige Sphären, ohne den faszinierenden Soundscape-Charakter zu verraten, der Stücke wie"Novelty Waves" zu weltweiten Hits werden ließ. Bediente sich Jenssen früher oft technoider Strukturen, vertraut er seit "Substrata" auch auf minimalistische Flächen, die sich nur langsam aus der Firnis lösen.

Anders als seine Kollegen vom erdigen Darkambient-Fach tendieren die Biosphere-Kompositionen nicht zur Erstarrung. Sie befreien sich schichtweise von ihrer Kruste, um in luftigere Höhen aufzubrechen, zu denen sie von flirrenden Miles-Davis-Beats getragen werden. Doch hinter dieser Leichtigkeit lauert erneut das Unbekannte. Erst mehrere Dimensionen müssen erschlossen werden, um die volle Tiefe dieses Werkes zu offenbaren. Stimmen wurden laut, die hier das reifste und aufregendste Album von Biosphere vermuten, und tatsächlich suchen die 11 kubistischen Klangskulpturen ihresgleichen - "Dropsonde" lullt ein, spornt an, irritiert und verstört, wie man es von einer Ambientsinfonie nur erwarten kann. Die Titel bleiben dabei assoziativ und rätselhaft: "Warmed by the Drift", "From a Solid to a Liquid", "Daphnis 26", "Sheerbroke" usw. Die stilvolle Umschlaggestaltung bietet dazu Detailaufnahmen von Blüten in verfremdeten Farben.

Wer glaubt, Ambientmusik habe mit Brian Eno bereits vor 20 Jahren ihre Möglichkeiten erschöpft, sollte sich dringend "Dropsonde" besorgen, ein eigenes Kapitel in der Geschichte des Klangkunstprojekts Biosphere wie auch der ambienten elektronischen Musik allgemein - ein Meisterwerk.

Marcus Stiglegger

Weiterführende Links:

http://www.biosphere.no