Dawn & Dusk Entwined

A l'aube des jours anciens

(Aube & Crépuscule 2011) CD 11 Tracks

Die große Ära der unabhängigen Musikproduktion scheint endgültig vorüber: Selbst etablierte Bands, die noch vor wenigen Jahren mit schmucken Digipaks auf internationalen Labels präsent waren, sind heute auf eine Onlineveröffentlichung oder eine günstige Eigenproduktion angewiesen – günstig auch deshalb, da die Vertriebmöglichkeiten schrumpfen, Mailorders verschwinden oder nur noch geringe Artikelmengen lagern wollen.

Zu den Opfern dieser Entwicklungen, die mit Musikpiraterie und geändertem Nutzerverhalten zusammenhängt, gehören gerade jene kleinen Projekte, die einst die Vielgesichtigkeit der Undergroundmusikszene ausmachten. So erscheinen bereits die letzten drei Alben von Dawn & Dusk Entwined in nur kleinen Auflagen bei dem hauseigenen Aube & Crépuscule-Label. Gerade dem langerwarteten neuen Album 'L'aube des jours anciens' hätte man eine große Verbreitung gewünscht, handelt es sich doch um den seltenen Fall eines ausgereiften Neoklassik/Military-Pop-Albums, angesiedelt zwischen dem eigenen Werk auf Athanor, frühen Dead Can Dance und verlangsamten Dernière Volonté. Und das begegnet einem wahrlich nicht alle Tage.

Nach einem atmosphärisch stimmigen Intro, das die Marschrichtung eindringlich vorgibt, legt der zweite Song 'The Ring of Brodgar' mit allem los, was man an DDE schätzen und lieben gelernt hat: die fatalistisch-mythischen Vocals, getragene Marschtrommeln, eine elegische Melodie. Und dieses Versprechen bleibt nicht unerfüllt: Anders als auf dem CMI-Album 'Septentrion‘ wird hier durchweg mit Vocals und Melodien gearbeitet. Dazu kommt eine charismatische Frauenstimme in Track 7 'Our Chant is the Chant of the Sea'.

Thematisch bleibt David S. seinen bisherigen Themen treu: der De-Spiritualisierung der Welt, der Erinnerung an vergessene und verdrängte Mythen, der Feier einer heroischen Vergangenheit gegen eine seelenlose Gegenwart. Das ist gepflegter Kulturpessimismus vom Feinsten, komplex arrangiert, verführerisch umgesetzt, voller origineller Sounds und Details, die ein mehrmaliges Hören unabdinglich machen.

So ist 'A l ’aube…‘ zweifellos eines der schönsten und spannendsten Alben des Jahres und kann sich mühelos neben den aktuellen Veröffentlichungen von Rome, :Golgatha: und In the Nursery behaupten.

MaNic