CHERRY TREE LANE

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Herausgeber: Splendid Film
Vertrieb: WVG Medien GmbH
Schauspieler: Ashley Chin, Corinne Douglas, Jennie Jacques, Jumayn Hunter, Kieran Dooner, Rachael Blake, Sonny Muslim, Tom Butcher
Regisseur: Paul Andrew Williams
Produktion: Großbritannien / 2010
Altersfreigabe: FSK: Freigegeben ab 18 Jahren
Sprachen: Deutsch DTS-HD MA 5.1 Englisch DTS-HD MA 5.1
Untertitel: Deutsch
Region: B
Disc Kapazität: BD-50 GB
Bildformat(e): 2.35:1
Video-Codec: MPEG-4/AVC
Spieldauer: 74 Minuten
Veröffentlichung: 25.11.2011 (Release)

Die Home Invasion ist zum urbanen Alptraum schlechthin geworden: Hier verdichten sich Klassenunterschiede und gesellschaftliche Abgründe in ihrer grausamsten Form und weiten sich zum Terror der Unterprivilegierten aus, die sich gewaltsam die Souveränität zurückerobern. Virtuos hat Michael Haneke diesen vermeintlich grundlosen Terror in seinem Meta-Thriller FUNNY GAMES inszeniert - abzüglich der gesellschaftlichen Dimension allerdings, denn seine Täter scheinen der gleichen Schicht wie die Opfer zu entstammen. Es oblag dem britischen Kino, diese Dimension wieder einzufordern.

In EDEN LAKE wird ein Mittelstandspärchen auf Urlaub von ethisch verwahrlosten Jugendlichen attackiert (und getötet). Und in Paul Andrew Williams' CHERRY TREE LANE kommt der Terror direkt in die gepflegte Vorstadtwohnung: Der Wein steht auf dem Tisch, das abendliche Fernsehprogramm liefert banale Unterhaltung und die Gespräche der beiden Ehepartner Mike und Christine kreisen um die Probleme des Alltags. Als es an der Tür klingelt, wird ihre Welt aus den Angeln gehoben. Eine brutale Jugendgang nimmt das Ehepaar als Geiseln und möchte mit deren Sohn ein Problem klären. Banges Warten beginnt - bis die Situation eskaliert.

Williams hat mit LONDON TO BRIGHTON und der Horrorkomödie THE COTTAGE bereits bewiesen, dass er die filmischen Spannungsmechanismen beherrscht. Daher ist es umso erstaunlicher, wie sehr sich der Film auf den sozialen Aspekt zurückzieht und Momente des Terrorkinos nahezu vermeidet: durch Distanz, Aussparung und Verkürzung. So erklärt sich auch die kurze Laufzeit des Films, der merkwürdig unberührt und ratlos lässt. Weder die metafilmischen Strategien von Haneke noch die brutalen Momente aus EDEN LAKE oder dem spanischen KIDNAPPED findet man hier. Es bleibt eine Beklemmung angesichts einer TäterInnengruppe, die nahezu alltäglich mit der Geiselnahme umgeht.

So passt CHERRY TREE LANE inhaltlich und formal gut in die renommierte Störkanal-Reihe, wird aber vor allem das Genrepublikum enttäuschen, denn Williams Sozio-Thriller steht zwischen allen Stühlen. Aufmachung und Bonusmaterial sind in diesem Fall allerdings einandfrei und ermöglichen eine intensive Beschäftigung mit dem Film

Marcus Stiglegger