BUBBA HO-TEP

Sterne 5/5

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Anbieter: e-m-s
Regie: Don Coscarelli
Darsteller: Bruce Campbell, Ossie Davis, Ella Joyce, Bob Ivy, Edith Jefferson, Heidi Marnhout
Drehbuch: Don Coscarelli nach einer Kurzgeschichte von Joe R. Landsdale
Kamera: Adam Janeiro
Land / Jahr: USA 2002
Länge: ca. 88 Minuten
Bildformat: Widescreen 1.85: 1 (anamorph)
Tonformat: DTS (deutsch), Dolby Digital 5.1 (deutsch / englisch)
Sprachen: Deutsch, Englisch, deutsche Untertitel
Bonus: Vorwort von Bruce Campbell, Originaltrailer, Audiokommentar mit Bruce Campbell und Don Coscarelli, Audiokommentar mit "The King"


Elvis lebt! Aber wie lange noch? In einem schäbigen Altenheim in Muddy Creek, Texas kann er (Bruce Campbell) nur noch von vergangenem Ruhm träumen und den fortschreitenden Verfall seines Körpers registrieren. Vor allem sein bestes Stück hätte eine etwas aufmerksamere Pflege verdient, als die verächtliche Behandlung durch die Krankenschwester (Ella Joyce). Mutlos und einsam lässt Elvis Presley die Zeit an sich vorbei ziehen. Auf Besuch kann er nicht hoffen. Nachdem Priscilla ihn verlassen hatte, lebte The King nicht mehr mit der selben Liebe den Rock´n Roll. Drogensüchtig und von falschen Freunden umgeben, tauschte er mit einem Imitator seiner selbst, Sebastian Haffner, die Rollen. Von da an umjubelten die Fans Sebastian, der leider früh verstarb. Elvis dagegen rockte sich auf Provinzbühnen die Seele aus dem Leib, bis er eines Tages von der Bühne viel. Im Altenheim kennt man ihn nur unter dem Namen Sebastian Haffner. Wenn er mit „Mr. Presley“ angesprochen werden will, hält man ihn folglich für verrückt. Aber Elvis weiß, dass er das nicht ist! Verrückt ist sein Freund Jack (Ossi Davis)! Jack war einst unter dem Namen John F. Kennedy bekannt. Verschwörer wollten ihn aus dem Weg schaffen. Nach einem missglückten Attentat erklärten sie ihn für tot und verpassten ihm eine neue, unbedeutende Existenz, um ihn auf diese Weise los zu werden. Klar, J. F. K. war weiß. Jack ist das nicht. Aber das beweißt doch nur, wie raffiniert die sind!

Die vernachlässigten Heiminsassen sehnen sich nicht nach dem Tod, doch für manche wäre er eine Erleichterung. Selbst dieser schwache Trost wird zunichte gemacht, als die verloren gegangene Mumie eines verfluchten Ägypters (Bob Ivy) beginnt, in dem Heim ihr Unwesen zu treiben. Dieses Geschöpf ernährt sich von Seelen ohne Hoffnung und so hat es mit den alten Menschen leichtes Spiel. Nur Elvis und Jack werden auf die merkwürdigen Todesfälle und ihre grausigen Umstände aufmerksam. Nicht genug damit, dass die wandelnde Mumie Seelen stiehlt und verspeist! Eine unanständige Inschrift in der Gästetoilette deutet auch darauf hin, dass so eine Mumie sich gelegentlich erleichtern muss. Was sollte so ein seelenfressendes Monstrum wohl anderes von sich geben als.... Nicht hinnehmbar für Elvis Aaron Presley und John Fitzgerald Kennedy! Sie mögen alt und vom Leben enttäuscht sein, aber das heißt nicht, dass sie als Monsterkacke enden wollen und auch kein anderer Heimbewohner hat so ein Ende verdient: „Frage nicht, was Dein Pflegeheim für Dich tun kann, sondern frage Dich, was Du für Dein Pflegeheim tun kannst!“ Oder, anders ausgedrückt, „Never fuck with The King!“.
Die beiden rüsten einen Rollstuhl um, klauen sich ein paar Gartengeräte aus dem Schuppen, tauschen ein letztes Mal den Pyjama gegen den glitzernden weißen Anzug und den Dreiteiler und machen sich auf, den Unhold unschädlich zu machen.

„Bubba Ho-Tep“ ist nicht nur eine gelungene Parodie, er ist eine Homage an die Horrorfilme der 70er und der sich daraus entwickelnden Horrorkomödien der 80er Jahre. Der Regisseur Don Coscarelli kennt genau die Merkmale des Genres, das er mit der „Phantasm“-Reihe selbst mitgeprägt hat. Er erfreut sich und die Fans damit, die Bestandteile liebevoll zu variieren, oder sie gut gelaunt aufs Neue zu benutzen. Trotz der skurrilen Ausgangsituation, ist jedes vertraute Handlungselement vorhanden, von den unterschätzten Helden, denen kein Mensch glauben schenken würde, über den uralten Fluch, der unerwartet in den Alltag einbricht, über das schnell angelesene, teilweise absurde Fachwissen in Geisteraustreibung, bis zum Endkampf mit einfachsten und außerhalb der Filmwelt nicht funktionierenden Methoden. Bruce Campbell ist zwar in seinem Elvis-Kostüm kaum wiederzuerkennen, doch als „Ash“ hat er in „Evil Dead“ schon drei Mal erfolgreich garstige Untote bekämpft.

Dazu wird in „Bubba Ho-Tep“ weitgehend auf Computeranimationen verzichtet. Er ruft wieder ins Gedächtnis, was für ein Spaß es für Filmemacher und Publikum sein kann, wenn nur eine ziemlich starre Gesichtsmaske, Plastikrippen und jede Menge braun gefärbter Mullbinden zur Verfügung stehen, um einen bösen Dämon zu kreieren. Das Geschöpf ist nicht, nur ein Woge aus Pixeln, sondern wirkt buchstäblich greifbar. Abgeschwächt wird diese erfreuliche Wirkung nur durch Soundeffekte, die heute aus der Mode gekommen sind: Auch eher träge Bewegungen werden von einem rasanten Zischen begleitet und selbst die schwächsten Schläge vom Geräusch eines satten Aufpralls. Coscarelli lässt selbst die Schwächen des Genres fröhlich wieder aufleben.

Wie so häufig, wenn die Mittel knapp sind, scheint die improvisierte Maskerade Teil des Konzepts zu sein. Die ungelenken Bewegungen des eingeschnürten Schauspielers passen hervorragend zu den steifen Schritten der „Senioren“. Auch deren privater Wahn wird durch wenige, wirkungsvolle Requisiten lebendig. Ohne Brille käme der kurzsichtige „Elvis“ gar nicht mehr zurecht, aber diese Brille verfügt natürlich über riesige getönte Gläser und glänzende, breite Bügel. „J.F.K.“ ist noch besser beieinander und auch etwas besser situiert. Man erreicht ihn in seinem Einzelzimmer über ein rotes Telefon.

Don Coscarelli hatte vermutlich weder Kritik am Pflegesystem noch am Jugendkult Hollywoods im Sinn, aber es gehört doch Mut dazu, den Helden eines Films an einer Gehhilfe durch die Geschichte schlurfen zu lassen. In einer Zeit, in der die Bildsprache des Mainstreams das Alter oft genug wie eine andere Phase der Jugend aussehen lassen möchte, wirken die verschiedenen Formen der Bettpfannen und die zahllosen Muster der Schlafanzüge beinahe subversiv.

Das vorliegende Presseexemplar der DVD verfügt leider noch nicht über das Bonusmaterial, das auf der Internetseite von e-m-s (www.e-m-s.de) angekündigt wird (zusammen mit einem „Bubba Ho-Tep“-Gewinnspiel). Bei einem Film, der davon lebt, dass die Filmemacher sowohl die eigenen Kinoerlebnisse als auch die der Zuschauer spielerisch neu inszenieren, werden die direkten Aussagen des Regisseurs und seiner Mitarbeiter ein weiterer wichtiger Faktor im Dialog zwischen Filmcrew und Publikum sein.


Ines Schneider