Brutal Truth

Evolution through Revolution

BESTELLEN

(Relapse) 20 Tracks, CD

Ganze 15 Jahre für ein Follow-Up – dafür braucht es schon Chuzpe. Brutal Truth hatten sich jedoch zwischenzeitlich aufgelöst und präsentieren nun recht überraschend einen Anknüpfungspunkt an ihr letztes Werk Need To Control. Comebacks sind in der Extrem-Metal-Szene im Moment ohnehin en vogue, siehe Gorefest oder Carcass. Dabei klingen Brutal Truth weniger retro-lastig als erwartet: Das neue Werk ist tatsächlich nicht die Weiterführung ihres bisherigen Sounds. Waren die beiden ersten Alben noch geprägt von schnellem Grindcore mit kleinen Anlehnungen an Hardcore und Death Metal, so ist Evolution through Revolution ein komplexes, progressives und vor allem anstrengendes Werk, auf welchem in jedem Stück das Chaos die Oberhand gewinnt. Die einstigen, fast schon eingängigen Stücke wie The Birth of Ignorance sind passé. 2009 ist eben nicht mehr 1994, was das Album dann auch manchmal ein wenig willkürlich erscheinen lässt, denn warum jetzt noch einmal ein Album raushauen, wo doch bereits in den 90ern mit Terrorizer, Agathocles, Anal Cunt, Napalm Death, Brutal Truth selbst und den zahllosen kleinen Lokalbands eigentlich schon ziemlich alles in diesem Bereich gesagt wurde? Besonders da Brutal Truth in ihrer Komplexität an die Jazz-Grinder von Exit 13 erinnern, die sich Mitte der 90er ebenfalls aus der Musikszene verabschiedeten– hier gibt es also leider nicht wirklich die Revolution oder Evolution des Grind. Sei es, wie es sei: Wer seinen Grind politisch, hektisch, stressig und nervenaufreibend mag, wird die Rückkehr dieser Legende willkommen heißen.

Martin Kreischer