BLUT AN DEN LIPPEN - LES LÈVRES ROUGES

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Ein Film von Harry Kümel
Belgien/Frankreich/Deutschland 1971 – 96 Min. (PAL - uncut)
VÖ: 10. Mai 2013
Bonusmaterial:- alternative deutsche Kinofassung des Films - Audiokommentar von Regisseur Harry Kümel - Interview mit Regisseur Harry Kümel - kommentierte Bildergalerie - Opening-Credits der US-Kinofassung inkl. Filmsong - US-Radiospots - Booklet mit Texten von Paul Poet und Björn Eichstädt

Einst als Exploitationfilme maginalisiert, erfahren in den letzten Jahren zahlreiche Filme der umtriebigen 1970er Jahre eine künstlerische Neubewertung und restaurierte HD-Veröffentlichung. Einer der auf diesem Wege neuentdeckten Filmemacher ist der Belgier Harry Kümel, dessen Vampirfilm BLUT AN DEN LIPPEN und surreales Traumspiel MALPERTUIS ihn zu den vergessenen Klassikern der filmischen Phantastik küren. Das verdienstvolle Label Bildstörung hat ein ansprechendes DVD/BD-Set zusammengestellt, das den Film BLUT AN DEN LIPPEN in seiner restaurierten Originalversion sowie in der kürzeren deutschen Kinofassung bietet.

BLUT AN DEN LIPPEN ist eine Neuinterpretation der Geschichte von Carmilla, die wiederum den Mythos von Elisabeth Bathory in Erinnerung ruft, transferiert nach Ostende: Frisch vermählt machen Valerie und Stefan ungeplant einen Zwischenstopp in einem weitgehend verlassenen Luxushotel an der Küste. Die Saison ist vorbei, sie sind die einzigen Gäste. Noch in der Nacht betritt eine geheimnisvolle Gräfin in Begleitung ihrer Sekretärin die Lobby und fragt ebenfalls nach einem Zimmer. Als der Portier aber ihren Namen hört, wirkt er äußerst irritiert: 40 Jahre ist es inzwischen her, und doch ist die Gräfin keinen Tag gealtert? Ein Spiel der Verführung wird entfesselt, das Stefan und Valerie unaufhaltsam in den zyklischen bann zieht.

Mit Delphine Seyrig aus LETZTES JAHR IN MARIENBAD und dem Sexfilmsternchen Andrea Rau pittoresk besetzt, entfaltet Kümels Film eine atemberaubende Magie der Bilder und Klänge - seduktives Kino der unwiderstehlichen Sorte, vollkommen performativ und cinesexuell angelegt. Kümel selbst gibt im deutschsprachigen Bonusmaterial an, dass er diese HD-version dem veralteten Filmmaster vorzieht - und man kann es verstehen. Nie waren die Farben expressiver, nie war die Schärfe brillianter. Dabei bleibt das leichte Filmkorn des Bildes ebenso erhalten. Eine schöne Veröffentlichung, ein großartiger Film.

Marcus Stiglegger