Maria Beatty FETISH FILMS

Maria Beatty – Fetish Films: THE BLACK GLOVE & THE ELEGANT SPANKING
Anbieter: Cult Epics, USA (RC 0).
Regie: Maria Beatty und Rosemary Delain.
Laufzeit: ca. 60 Min.
Bonus: Trailer.
Schwarzweiß, stumm mit Musik von John Zorn.
Zwischentitel mit deutscher Übersetzung.

THE BLACK GLOVE

Langsam öffnen sich die schwarzgeschminkten Lippen. Ein chromschimmerndes Nadelrad taucht langsam in den Mund ein scheint die rauh-feuchte Oberfläche der Zunge mit sich zu ziehen. Der Druck wird verstärkt und das Rad über die Zunge abgerollt. Geheimnisvolle Klänge begleiten dieses psychosexuelle Spiel in körniger Schwarzweißfotografie...

Mit ihren nun auf DVD vorliegenden Fetischfilmen THE BLACK GLOVE und THE ELEGANT SPANKING legt die amerikanische Pornofilmregisseurin Maria Beatty den ästhetischen Höhepunkt ihres bisherigen Werkes vor. Mit körnigem Filmmaterial, im Stil der späten Stummfilme mit Louise Brooks und Pola Negri und zur faszinierenden Musik von John Zorn kreiert sie etwas, das andere Stilisten der Branche wie Michael Ninn seit Jahren vergeblich versuchen: einen Porno Noir-Film zu kreieren. Während THE ELEGANT SPANKING das dialektische Verhältnis zwischen einer dominanten Herrin und ihrer leidenschaftlich devoten Zofe (Beatty selbst) ausspielt und gelegentlich an Jean Genets Theaterstück Die Zofen erinnert (und in der stummen Ästhetik auch an seinen einzigen Film UN CHANT D’AMOUR), bezieht sich THE BLACK GLOVE bereits im Titel auf einen Fetisch aus dem Bereich des klassischen Film noir: jene langen schwarzen Handschuhe, wie sie Rita Hayworth einst trug.

Dabei werden in dieser halbstündigen Etüde gleich zu Beginn die Identitäten aufgelöst: In einem eleganten Herrenazug betritt 'Mistress Morgana‘ die schattige Szenerie, verweilt kurz rauchend vor ihrem Opfer in spe (wieder Beatty selbst), nur um in der folgenden Montage mit einem etwas rundlichen Herren assoziiert zu werden, der mit einer schwarzen Langhaarperücke auftritt. Auch während des folgenden Dominanzspiels vermischen sich die Identitäten zwischen dem Transvestiten und der Herrin Morgana immer wieder. Doch Beattys eigentliches Interesse gilt – wie auch in dem anderen Beispiel – dem lesbischen Dominanzspiel. Männliche Attribute tauchen allenfalls in gendertransgredierender Form als Kostüm auf oder als Sexspielzeug, etwa wenn Morgana eine schwarze Dildokerze entzündet, um die Scham der Sklavin zu benetzen... Maria Beattys Filme können also als Gegenentwurf zur grassierenden Verherrlichung männlichen Dominanzgebarens in der kommerziellen Pornografie (etwa von Rocco Siffredi) gelten.

Andererseits lassen sich diese beiden stilsicheren Porno-Noirs auch wunderbar als Musikvideos zur Ambientmusik des New Yorker Komponisten John Zorn rezipieren.

Marcus Stiglegger