491 (Edition Grauwert No.3)

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Label: Subkultur Entertainment
Laufzeit: 97 Min.
Produktionsjahr: 1964
Produktionsland: Schweden
Regie: Vilgot Sjöman
Bildformat: 1.66:1 (anamorph)
Ton: Deutsch, Schwedisch (1.0 Mono)
Untertitel: Deutsch
Extras:
Restaurierte Deutsche Fassung (85 Min.)
Audiokommentar von Marcus Stiglegger

„490 Sünden finden Vergebung, doch bei Sünde Nummer 491 holt euch der Teufel!“

Es gibt Filme, auf die wartet der DVD-Sammler eine gefühlte Ewigkeit, ohne wirklich daran zu glauben, dass sie irgendwann den Weg auf die Heimmedien finden. Und wenn sie schließlich doch erscheinen, ist manchmal das Ergebnis überragender als er es je zu wünschen gewagt hätte. Vilgot Sjömans einstiger Skandalfilm „491“ ist ein solcher Fall und erhält von Subkultur Entertainment als 'Edition Grauwert No.3' nun sein längst überfälliges und hervorragendes Debut auf DVD.

Sjöman, der ehemalige Dramatiker, Buchautor und spätere Regie-Assistent Ingmar Bergmans (u.a. in „Licht im Winter“), hat filmgeschichtlich zwar nicht die hohe Bedeutung seines Landsmannes erreicht, aber dennoch einige Werke von zeitloser Wirkung erschaffen, von denen besonders „Ich bin neugierig (gelb/blau)“ (1967/1968) und der drei bzw. vier Jahre zuvor entstandene „491“ herausstechen. Was beiden Filmen inhärent ist, ist ihre kontroverse Rezeption in ihrer Entstehungszeit – vor allem auch in Deutschland. Neben Bergmans „Das Schweigen“ (1963) wurde Sjömans „491“ zum Aushängeschild dessen, was viele Medien als 'Schwedenfilme' bezeichneten, wobei die betreffenden Werke größtenteils auf ihre inhaltlichen Freizügigkeiten und Darstellungen von Nudität reduziert wurden. Ihr eigentliches Potential – im Fall der genannten Beispiele sind dies thematische Fixpunkte, wie Sinnsuche, Theodizee-Fragen, Beziehungsfragen und Sozialkritik – wurde dabei nicht selten übersehen oder schlichtweg missachtet.

Der Titel „491“ leitet sich aus der christlichen Vorstellung ab, dass einem Menschen 70x7=490 Sünden vergeben werden und er sich durch eine einzige weitere Sünde, die Todsünde, unrettbar in die Hände des Teufels begibt. Der Film kreist in seinen teils semidokumentarischen Bildern um eben diese Vorstellung am Beispiel einer Gruppe straffällig gewordener, männlicher Jugendlicher, die sich in der Pension 'Sachlichkeit' einem Resozialisierungsprogramm unterziehen. Der Alltag der jungen Männer ist geprägt von Ziellosigkeit und Langeweile, woraus sich destruktive Energien mit drastischen Folgen entwickeln …

Der Hauptdank bzgl. der vorliegenden Veröffentlichung gebührt dem Label Subkultur grundsätzlich dafür, dass sie Vilgot Sjömans großen Film dem deutschen Publikum in einer hervorragenden Qualität zugänglich machen. Nach den ersten beiden Titeln der 'Edition Grauwert' („Das Geheimnis des Doktor Z“ und „Vampiro“) ist „491“ der bisherige Höhepunkt dieser Reihe, die sich auf vergleichsweise wenig rezipierte Schwarz-Weiß-Filme spezialisiert.

Die inhaltlichen Bonus-Highlights der optisch sehr ansprechenden DVD sind zum Einen die Beifügung der restaurierten deutschen Kinofassung, die durch ihre Kürzungen dem Film eine andere Note verleiht, und die als Zeitdokument von Zensur sogenannter Skandalfilme der sechziger Jahre aus heutiger Sicht sehr interessant wirkt, und zum Anderen der analytische Audiokommentar von Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger. Mehr Hintergrundwissen über diesen Film kann man sich kaum wünschen: Seien es Reflexionen über den Regisseur, die Historie des schwedischen Films, die Zensurgeschichte oder die eigentliche Werkanalyse – kaum ein Bereich rund um „491“ bleibt in Stigleggers Kommentar unberührt.

„491“ ist eine Sternstunde für Filmsammler und liefert erneut den erfreulichen Beweis dafür, dass Veröffentlichungen aus den Händen von Cineasten für Cineasten die höchste Qualität erreichen. Unbedingte Kaufempfehlung!

Kai Naumann